Die Tschick-Arretierer haben es immer schwerer

Für Tschicksammler wird es immer schwieriger, an ihre "Rohstoffe" zu kommen. Denn wird wird immer sauberer.

Wien ist eine wunderbare Stadt. Sagen alle. Außer die Wiener. Wien gehört auch zu den besonders sauberen Städten. Auch das sagen alle. Sogar manche Wiener.

Für Tschicksammler wird es immer schwieriger, an ihre „Rohstoffe“ zu kommen. Denn Wien wird wird immer sauberer.

Damit dies so bleibt hat die Stadt eine Art Mist-Wache eingeführt, die ganz neumodisch und gar nicht Wienerisch als „Waste Watcher“ bezeichnet werden.

Diese Truppe, durch die Wien immer sauberer werden soll, hat es nicht leicht. Zwar ist die Mehrzahl der Hundstrümmerl aus den Straßen verschwunden, auch illegale Sperrmüllentsorgung ist wesentlich seltener geworden.

Doch gegen die weggeworfenen Papierverpackungen der diversen Schachtelwirten, die ein wenig amerikanischen Flair in diese Stadt bringen wollen, scheint diese uniformierte Mistbekämpfungstruppe der Wiener Stadtverwaltung relativ zahnlos zu sein.

Dass diese „Waste Watcher“ nicht sehr beliebt sind, das liegt auf der Hand. Während also die groben Sünden meist heimlich passieren sind vor allem Raucher, die ihre Tschick – wie die Zigarettenstummel in Wien genannt werden – gedankenlos entsorgen, regelmäßig Unterstützer des Stadtbudgets. Denn die werden, so behaupten Auskenner der Szene, relativ häufig erwischt und von den Ordnungskräften in Sachen Müll gebührenpflichtig abgemahnt.

36 Euro kostet so ein Vergehen, auch dann, wenn die Tschick im Kanalgitter versenkt werden. Denn auch das ist strengstens verboten.

Dass für manche genau diese Zigarettenreste ein wertvoller Rohstoff sind, das hat man offenbar nicht bedacht. Vor allem bei Bahnhöfen, in der Nähe mancher Märkte oder Würstelständen trifft man diese ärmsten der Armen häufig an. Manche bücken sich verschämt nach den Tschick, andere, die durch ihre Situation ihren Stolz schon verloren haben, sammeln die Reste unbekümmert auf, um aus dem Tabak neue Zigaretten zu drehen.

Fast alle Tschick-Arretierer, deren Zahl ebenso wie jene der Bettler, Obdachlosen aller Altersgruppen oder auch Arbeitslosen ständig zu steigen scheint, haben offenbar nicht nur Beschaffungsprobleme, wenn es um billiges Bier oder leistbaren Wein geht. Auch die Zigaretten, von denen fast alle abhängig sind, werden immer teurer und dadurch unerreichbarer.

Und diese Tschick-Arretierer, die haben es zunehmend schwerer, zu den begehrten Wertstoffen in Form der Stummeln zu kommen. Denn viele Raucher fürchten die teuren Sanktionen der Ordnungshüter und entsorgen ihre Tschick vorschriftsmäßig. Sofern sie sich nicht ohnehin das Rauchen bereits abgewöhnt haben.

Über den Autor

Christian M. Kreuziger
Christian M. Kreuziger, * 1955 lebt und arbeitet als Journalist und Fotograf in Wien Berufliche Stationen: Schüler | Lehrling | Student | Werbekaufmann | Werbetexter | Werbegrafiker | Berufsdetektivassistent | Milizunteroffizier | Bildreporter | TV-Reporter | Radioreporter | Schneeschaufler | Schmuckmacher | Coach | Buchautor | urologischer Ordinationsassistent | Drehbuchautor | Edelkomparse | Überlebenstrainer | Telegrammbote | Feinkostverkäufer | Feldarbeiter | amtlich legitimierter Berufsfotograf |

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